Orthesen – zur Entlastung des Körpers

Fast jeder hat in seinem Leben schon einmal Orthesen gesehen, jedoch meist ohne ihren Namen zu kennen.

Was ist eine Orthese?

Eine Orthese umschließt ein Körperteil, um dieses zu entlasten und ruhig zu stellen. Häufig kommen Orthesen nach Sportverletzungen wie einem Bänderriss oder bei Krankheiten zum Einsatz, wo sie den Heilungsprozess unterstützen sollen. Sie können ein Sprunggelenk ruhigstellen oder ein Knie in einem bestimmten Winkel halten. Im Gegensatz zu einer Prothese ersetzen Orthesen einen Körperteil nicht komplett, sondern stabilisieren ihn mit Schienen und Bandagen. Die Bezeichnung Orthese leitet sich vom griechischen Wort „orthos“ und bedeutet: richtig, recht, aufrecht. Orthesen kommen in der Orthopädie zum Einsatz, dem Gebiet der Medizin, das sich wörtlich genommen mit der Lehre vom aufrechten Gang beschäftigt und im weiteren Sinne den gesamten Bewegungsapparat umfasst. 

Wann und wofür brauche ich Orthesen?

Orthesen sind in ihrer Form so vielfältig wie die Körperregionen zu deren Entlastung, Fixierung oder Unterstützung sie dienen sollen. Eine Orthese brauchen Sie in diesen Fällen:

  • Bei plötzlich auftretenden, akuten Schmerzen nach Verletzungen 
  • Bei chronisch bedingten, langjährigen Erkrankungen
  • Bei bereits von Geburt an bestehenden körperlichen Schäden und Lähmungen wie bestimmten Fuß-, Hüft- und Wirbelsäulenfehlbildungen.


Welche Funktionen erfüllen Orthesen?
 

  • Ruhigstellung und Entlastung nach akuten Verletzungen 
  • Stabilisierung des geschädigten Gelenks, Knochens bzw. Körperteils 
  • Gezielte Führung und Korrektur von Fehlstellungen oder Fehlhaltungen
  • Behebung körperlichen Schäden
     

So beugen Orthesen chronischen Schädigungen vor

Wie im Ratgeber zu Arthrose beschrieben, besteht die Gefahr, dass Verletzungen zu chronischen Schädigungen führen können, z.B. wenn ein Gelenk an den Gliedmaßen zu früh oder falsch belastet wird. Eine Schädigung kann aber auch durch eine zu lange Ruhigstellung verursacht werden.

Verletzungen an den Hand- und Fingergelenken z.B. drohen, rasch zu versteifen und brauchen daher eine Versorgung, die eine schrittweise Zunahme der Beweglichkeit ermöglicht und fördert. Ein Patient mit einer kritischen Wirbelsäulenverletzung hingegen, der im Krankenhaus Bettruhe halten muss, wird nur von einer starren Orthese profitieren, die eine stabile Lagerung seines Rückens sicher gewährleistet.

Wie werden Orthesen hergestellt?

Ganz gleich, ob Fuß-, Knie- oder Unterschenkel-Orthesen – die Herstellung gehört zur Aufgabe der Fachkräfte im Sanitätshandel, insbesondere der Orthopädietechniker, zu denen auch spezialisierte Schuhmacher gehören. Sie fertigen eine individuelle Orthese an.



So geht´s:
 

1. Ein Gipsabdruck wird genommen.
2. Anhand des Gipsabdrucks wird die Orthese nachgebildet. 
3. Eine Fachkraft zeigt, wie die Orthese richtig angelegt wird. 
4. Ggf. wird die Orthese noch nachgerichtet und zusätzlich abgepolstert. 

Aus welchem Material werden Orthesen gefertigt?

Eine Orthese kann aus verschiedenen Materialien bestehen, meist Kunststoff, Metall oder Silikon. Sie werden in der Regel oft komplex konstruiert, z.B. aus Schienen, Schnüren und/oder Bändern mit Klettverschlüssen, wobei es darum geht, das geschädigte Körperteil bestmöglich zu stabilisieren. Deshalb ist der Gewebsanteil, den manche Orthesen haben, straffer als das Gewebe von Bandagen. Sie schränken insgesamt die Bewegungsfreiheit stärker ein.


Neben den handgefertigten Orthesen gibt es auch industriell gefertigte Orthesen, die ihren Zweck gut erfüllen. Auch diese gehören allerdings zunächst in fachkundige Hände, damit sie richtig eingestellt werden können und keine Druckstellen entstehen.

Profitieren Sie von Design und Tragekomfort moderner Orthesen

Manche Orthesen sind auf den ersten Blick sichtbar wie Knieorthesen nach einem Kreuzbandriss oder Handorthesen nach Verletzung der Beugesehnen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich viele Modelle jedoch durch neue Materialien bzw. Verarbeitungsmöglichkeiten sehr zum Positiven verändert. 

So sind der Tragekomfort und die Handhabung von Orthesen so stark verbessert, dass viele von ihnen kaum mehr sichtbar sind und gut unter der Kleidung getragen werden können. Manche sind sogar wasserfest und erlauben das Schwimmen. Die richtige Pflege erhöht die „Lebensdauer“ der Orthesen. 

Wie muss ich eine Orthese richtig anlegen?

Wichtig ist, dass Orthesen zwar eng am Körper anliegen müssen, um zu wirken, jedoch nach Möglichkeit nie länger auf nackter Haut. Tragen Sie zwischen der Haut und der Orthese am besten ein dünnes, saugfähiges Kleidungsstück, um Schäden zu vermeiden. Patienten können zum Beispiel spezielle, atmungsaktive Wäsche verwenden. 

Orthesen mit starker Druckausübung sollten in der Regel nachts nicht getragen werden, damit kein „Blutstau“ entsteht und die Hautnerven nicht leiden. Ansonsten ist es meist von Vorteil, Orthesen nachts nicht abzulegen, um nämlich der Gefahr, die von unwillkürlichen Bewegungen im Schlaf ausgehen kann, vorzubeugen. Bei Unsicherheiten in Bezug auf Art und Dauer der Handhabung fragen Sie bitte gezielt bei Ihrem Arzt nach. Nur so können Schäden vermieden und ein Behandlungserfolg gewährleistet werden

Orthesen – der korrekte Einsatz ist entscheidend

Um von Orthesen gut profitieren zu können, müssen Sie wissen, warum und wie genau sie eingesetzt werden. Manche Orthesen werden nur kurze Zeit getragen, manche in einem bestimmten Lebensabschnitt. Einige Modelle sind in der Wachstumsphase der Kindheit notwendig, andere aufgrund von Verschleißerscheinungen im Alter, wieder andere mitunter lebenslang, wie bei angeborenen Fehlbildungen der Wirbelsäule oder des Fußes, die operativ nicht vollständig korrigiert werden können.

Gerade Orthesen mit Korrekturfunktion müssen immer wieder dem Heilungs-, bzw. Behandlungserfolg entsprechend angepasst werden und auch an körperliche Veränderungen wie eine Gewichtszunahme oder Wassereinlagerung.  Vor allem Patienten mit diabetischem Fußsyndrom sollten besonders darauf achten, dass ihr orthopädischer Schuh gut sitzt und sich keine Druckstellen oder Nervenschädigungen bilden.

Woran merke ich, dass meine Orthese nicht (mehr) passt?

Der Körper gibt Ihnen folgende Warnsignale im Bereich der Orthese, wenn sie schlecht eingestellt ist:

  • Rötungen 
  • Schwellungen 
  • Temperaturveränderungen 
  • Schmerzen 


Achten Sie auf Ihren Körper und behandeln Sie sich nicht selbst, sondern suchen Sie einen Arzt zur Abklärung auf.

Kann ich Orthesen vorbeugend verwenden?

Viele (Leistungs-)Sportler tragen Knie-, Fuß- und Handschienen oder spezielle Bandagen, um ihre Gelenke und Bänder zu schützen. Dies macht durchaus Sinn, sollte jedoch nicht zur „blinden Nachahmung“ verführen, denn auch der vorsorgliche Einsatz von Orthesen bedarf einer entsprechend fachkundigen Empfehlung und Einschätzung.

Sollte ich mich mit Orthese bewegen oder lieber nicht?

Patienten müssen auch beim Tragen einer Orthese die aktive Bewegung im Blick behalten, da sie ein wesentlicher Bestandteil zur Gesundung bzw. Linderung der Beschwerden ist. Manche Orthesen mögen dazu verführen, sich nicht mehr zu rühren, denn die Bewegung mit Orthese ist zunächst ungewohnt und unbequem, doch sie unterstützt die Heilung.

Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, was er Ihnen – auch in Bezug auf Ihre Alltagsgestaltung – rät und in welcher Form Sie sich aktiv am Heilungsprozess beteiligen können.

Orthesen-Kosten: Krankenkasse übernimmt die Grundversorgung

Orthesen werden als Heilmittel ärztlich verordnet und mit Vorlage dieser Verordnung übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Wie bei vielen Heil- und Hilfsmitteln gilt dies in jedem Fall für die Grundversorgung. 

Spezialanfertigungen oder besondere Ausstattungen werden – soweit nicht ärztlich begründet und von Seiten der Krankenkasse als Einzelfall gesondert beurteilt – oft nicht vollständig erstattet. Dabei ist eine Verrechnung der Preisdifferenz jedoch meist möglich. Lassen Sie sich dazu vor einem Kauf gezielt beraten und zwar sowohl im Sanitätsfachhandel als auch vom zuständigen Sachbearbeiter Ihrer Krankenkasse. Hilfreich ist, die miteinander getroffenen Vereinbarungen schriftlich festzuhalten.

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