Schulterschmerzen – Ursache, Diagnose & Therapie

Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Dank dieser enormen Beweglichkeit können wir unsere Arme nahezu uneingeschränkt strecken, anwinkeln und rotieren sowie mit Gegenständen werfen – und das präziser als alle anderen Lebewesen.

Aufgrund dieser großen Beweglichkeit ist die Schulter jedoch instabiler als unsere anderen Gelenke und besonders anfällig für Beschwerden, die sich meist als drückende oder ziehende Schmerzen manifestieren. So leiden etwa 70 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben unter Schulterschmerzen. Doch was tun bei Schulterschmerzen?

Wir vom Sanitätshaus Seeger haben in diesem Ratgeber alle wichtigen Informationen über Schulterschmerzen zusammengetragen, von den Ursachen, Symptomen und Risikofaktoren bis zu Behandlungsmöglichkeiten und Übungen für eine gesunde Schulter.
 

Schulterschmerzen: Häufigkeit & Unterscheidung

Anders als Arthrose oder Arthritis treten Schulterschmerzen bei weiblichen und männlichen Personen jeder Altersgruppe auf. Sie gehören – neben Rückenschmerzen und Nackenschmerzen – zu den häufigsten orthopädischen Beschwerden. Die Gelenkschmerzen in der Schulter strahlen dabei häufig in den Nacken oder den Arm hinein, teilweise bis in die Fingerspitzen. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen lassen sie innerhalb von sechs Monaten nach – doch manche Menschen haben jahrelang oder lebenslang Beschwerden.

Für die Therapie bei Schulterschmerzen ist es daher sehr wichtig, zwischen chronischen und akuten Schmerzen zu unterscheiden.
 

Akute Schulterschmerzen

Bei akuten Schulterschmerzen treten die Beschwerden unmittelbar nach einem Ereignis wie einem Sturz, einem Aufprall oder einer Überlastung auf und verschwinden im Großteil der Fälle durch einfache Schonung des Gelenks in weniger als 6 Wochen. Sind Schulterschmerzen akut, handelt es sich meist um die Folge einer Zerrung, Prellung oder Überdehnung der Schultersehnen. Es können jedoch auch ernste Verletzungen wie eine ausgekugelte Schulter (Schulterluxation), Sehnenrisse oder Knochenbrüche hinter den Schmerzen stecken – in diesen Fällen sollte ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden. Unter Umständen kann es notwendig sein, den Riss oder Bruch operativ zu fixieren.

Chronische Schulterschmerzen

Im Allgemeinen ist von chronischen Schulterschmerzen die Rede, wenn Beschwerden längerfristig andauern. Teilweise ist eine klare Abgrenzung zu den akuten Schulterschmerzen nicht eindeutig möglich, denn oft stellen sich Schmerzen in den Schultern schleichend ein oder dauern nach einem Unfall lange genug an, um als chronisch zu gelten. Das kann beispielsweise nach einem Sturz der Fall sein.

Sind Schulterschmerzen chronisch, liegen häufig Entzündungen vor, die medikamentös und mithilfe von Physiotherapie unter Kontrolle gebracht werden sollten, um eine Schultersteife zu verhindern.

Ursachen: Was ist der Auslöser für Schulterschmerzen?

Die Ursachen für Schulterschmerzen sind aufgrund der komplexen Anatomie des Schultergelenks vielfältig. Meistens resultieren Schmerzen aber nicht aus einer Erkrankung des Schultergelenks, sondern werden ausgelöst durch schulternahe Bereiche wie Bänder, Sehnen oder die Muskulatur des Schultergürtels. Häufig haben vermeintliche Schulterschmerzen ihren wahren Ursprung an der Halswirbelsäule, wo eingeklemmte Nerven oder Bandscheibenvorfälle zu ausstrahlenden Schmerzen führen.

Wenn die Schulter schmerzt, ist dies in den meisten Fällen ein Alltagsproblem, das aus einer schlechten Haltung und wenig Bewegung resultiert, z.B. bei Menschen, die viel sitzen. Dies führt schnell zu einer falschen Stellung des Gelenks, zu Muskelverspannungen oder sogar zu einem Verkümmern der inaktiven Muskeln. In einem solchen Fall können schon die kleinsten Belastungen die Schulter reizen und überlasten. Arbeitgeber*innen sollten daher das betriebliche Gesundheitsmanagement nicht vernachlässigen, um die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu garantieren.

Die häufigsten Ursachen für Schulterschmerzen sind die folgenden:

  • Traumata, Unfälle und daraus entstehende Muskel- und Bandverletzungen
  • Haltungsschäden oder Überanstrengung
  • Muskelschmerzen und -verspannungen
  • Entzündungen
  • Veränderungen oder Erkrankungen von Knochen, Gelenken und Knorpeln
  • Erkrankungen der Schilddrüse oder generelle Erkrankungen (z. B. Diabetes)
  • Arthrose des Schultergelenks
     

Arten von Schulterschmerzen

Die Schulter ist ein enorm komplexer Bestandteil unseres Körpers. Schmerzen können daher im rechten oder linken Schultergelenk, im Schulterblatt rechts sowie links und in der Schultermuskulatur auftreten – oder aber in mehreren Teilen zugleich. Ebenso können sie in andere Körperteile ausstrahlen.

Eine klare Zuordnung auf die einzelnen Bereiche der Schulter ist oft nicht möglich, unter anderem, weil auch die Ursache für Schmerzen in Schulterblatt und Schultergelenk meist in den Schultermuskeln zu finden ist. Stattdessen kann man die Muskelschmerzen in der Schulter nach ihrer Schwere einordnen.
 

Milde Schulterschmerzen

Milde Schulterschmerzen treten meist in Ruhe auf. Die Symptome der Schmerzen in den Schultern sind dann von geringem oder mittlerem Ausmaß bei:

  • Abnutzungserscheinungen oder Belastungsschmerzen
  • Einklemmungen oder Rissen in der Sehnenhaube (z.B. Impingementsyndrom) 
  • Schultersteife (späte Phase)
  • Sehnenentzündungen oder Veränderungen der langen Bizepssehne
  • Ausrenkungen des Schultergelenkes
  • Instabilitäten im Bereich des Schultergelenkes oder des Schulterblattes
  • Altersbedingten Erkrankungen wie Rheuma oder Arthrose 
     

Extreme Schulterschmerzen

Von extremen Schulterschmerzen ist die Rede, wenn die Muskelschmerzen sehr stark oder unerträglich sind. Der Hintergrund dieser extremen Symptome kann verschiedener Art sein:

  • Entzündungen und Reizungen in Folge einer Kalkschulter: Der Kalkherd löst sich aus der Sehnenhaube und tritt in den Schleimbeutel aus, der zwischen Schulterdach und Sehnenhaube liegt. Die Folge ist eine extreme Reizung des Schleimbeutels, die enorm schmerzhaft ist.
     
  • Schultersteife (frühe Phase): Auch als „frozen shoulder“ bezeichnet, kommt es zu Beginn einer Schultersteife zur Entzündung und Verengung der Schultergelenkkapsel. Ursache können eine Überlastung, Verletzung oder ungewohnte Bewegung der Schulter sein.
     
  • Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule: Das Gewebe der Bandscheibe, das normalerweise zwischen den Wirbelkörpern liegt, wird verstärkt nach außen gedrängt. Drückt das Gewebe auf einen Nerv, kommt es oft zu Beschwerden.
     
  • Erkrankungen der inneren Organe: Liegt beispielsweise ein Herzinfarkt vor oder leidet die betroffene Person an einer Erkrankung der Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse, kann auch dies zu Schulterschmerzen führen.

Behandlung von Schulterschmerzen – Was tun?

Schulterschmerzen belasten viele Menschen im Alltag. Die meisten neigen dazu, eine Schonhaltung einzunehmen. Dies ist aber zumeist nicht förderlich für die Schulter und kann auf Dauer zu einer Intensivierung der Schmerzen im Schultergelenk führen. Es gibt einige einfache Tipps und Entspannungsübungen, die nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch auf Dauer zur Stabilisierung der Schulter beitragen.

Entspannungsübungen gegen Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich

Machen Sie regelmäßig kurze Pausen von der Arbeit am Schreibtisch und lockern Sie den Schulter- und Nackenbereich durch Entspannungsübungen, gerne auch bei einem kurzen Spaziergang. Achten Sie grundsätzlich auf Ihre Körperhaltung. Dabei gilt: die richtige Haltung ist immer die nächste Haltung!

Der Körper ist dafür gemacht, sich zu bewegen. Daher ist keine Körperhaltung dauerhaft angenehm oder gut für die körperliche Gesundheit, besonders nicht beim Sitzen. Achten Sie deshalb darauf, regelmäßig die Position zu wechseln und bewegen Sie sich zwischendurch ein paar Minuten, zum Beispiel mit der folgenden Übung.
 

Was gegen Schulterschmerzen tun? – Schulterübungen bei Schmerzen

Bei Schmerzen im Schultergelenk, Schulterblatt oder in der Schultermuskulatur hilft oft eine Entspannung der Nackenmuskulatur, die die Beweglichkeit der Schulter einschränken kann, wenn sie angespannt ist. Die folgende Dehnübung kann gegen Schulterschmerzen helfen:

  • Setzen Sie sich aufrecht hin und schauen Sie geradeaus.
  • Drücken Sie die rechte Schulter Richtung Boden und neigen Sie dabei den Kopf nach links sowie etwas nach vorn. 
  • Sie sollten eine Dehnung zwischen Schulter und Nacken spüren (diese können Sie verstärken, indem Sie zusätzlich die linke Hand auf den Kopf legen und ihn sanft nach unten drücken).
  • Dehnen Sie sich auf diese Weise für etwa 30 Sekunden. Wechseln Sie dann die Seite.


Zur Mobilisierung der Schulter hilft außerdem diese Übung:

  • Halten Sie sich mit dem schmerzfreien Arm an einem Stuhl oder Tisch fest, beugen Sie den Oberkörper etwas vor und lassen Sie den anderen Arm herunterhängen. 
  • Versuchen Sie, den gesamten herunterhängenden Arm sanft kreisen oder hin und her pendeln zu lassen. 
  • Diese Übung kann zwei- bis dreimal am Tag für ein bis zwei Minuten wiederholt werden.


Was hilft gegen Schulterschmerzen sonst noch?

Andere gezielte Übungen können förderlich sein. Auch Krafttraining im Fitnessstudio ist eine Möglichkeit: Achten Sie aber darauf, dass ausgebildete Trainer*innen Sie in die Geräte einweisen und gehen Sie es ruhig an, um Überlastungen zu vermeiden!

Diagnose Schulterschmerzen: Wie erkennt man eine Entzündung in der Schulter?

Rühren die Schulterschmerzen von einer Entzündung in der Schulter, so lässt sich dies anhand einiger Symptome erkennen. Für gewöhnlich treten diese zunächst nur bei Belastung bzw. Bewegung auf:
 

  • Akute Schmerzen in der Schulter
  • Bewegungseinschränkungen
  • Druckempfindlichkeit und Schwellungen 
  • Rötungen, warme Haut möglich.
     

Ist Bewegung gut bei Schulterschmerzen?

Schulterschmerzen sind so individuell wie kaum eine andere Krankheit, können aber sehr effektiv behandelt werden. Zumeist reichen schon eine Physiotherapie oder physikalische Therapie bei Schulterschmerzen aus.

Zunächst einmal ist es durchaus sinnvoll, den Arm zu schonen und schmerzauslösende Tätigkeiten zu vermeiden. Das heißt aber nicht, die Schulter komplett ruhigzustellen – in der Regel ist es wichtig, sie weiter zu bewegen, damit sie nicht steif wird. Achten Sie lediglich darauf, nicht auf der betroffenen Schulter zu schlafen, tragen Sie keine schweren Lasten und reduzieren Sie Übergewicht. Bei Schmerzen hilft es vielen, die Schulter zu kühlen. 
 

Therapie von Schulterschmerzen

Wenn Schulterübungen und Bewegung nicht ausreichen, um die Schmerzen zu lindern, oder wenn es sich um eine akute Verletzung handelt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Je nachdem, woher die Schmerzen stammen, können sehr unterschiedliche Therapiemethoden angewandt werden. Im Allgemeinen lässt sich jedoch zwischen konservativen und operativen Therapien bei Schmerzen in der Schulter unterscheiden.

Konservative Behandlungsmethoden bei Schmerzen in der Schulter

Konservative Therapien bezeichnen nicht-operative Maßnahmen zur Behandlung von Schulterschmerzen. Es findet also kein Eingriff in den Körper statt.

  • Schmerzlindernde oder entzündungshemmende Medikamente: Dies sollte in Absprache mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin und nicht länger als zwei Wochen erfolgen. Es können Tabletten wie Ibuprofen eingenommen oder Cremes wie Diclofenac aufgetragen werden, um Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren.
     
  • Orthopädische Hilfsmittel: Der Gelenkschutz durch Schulterbandagen oder Orthesen entlastet und stabilisiert die Schulter. Entdecken Sie darum unser breites Angebot medizinischer Bandagen und Orthesen.
     
  • Physiotherapie oder manuelle Therapie: Bei Schulterschmerzen kann eine gezielte Physiotherapie helfen, die Schulterfunktion wiederherzustellen, Schmerzen zu lindern und die Muskulatur zu stärken.
     
  • Physikalische Behandlung: Mit Kälte-, Wärme- oder Elektrotherapie lassen sich Verspannungen lösen, Entzündungen reduzieren und Schmerzen lindern.
     
  • Stoßwellentherapie: Bei Schulterschmerzen wird häufig die Stoßwellentherapie verwendet, die durch hochenergetische Schallwellen Schmerzen lindert und den Heilungsprozess beschleunigt. Sie wird häufig eingesetzt bei chronischen Schulterschmerzen, besonders bei Kalkschulter oder Sehnenansatzentzündungen.
     
  • Lasertherapie: Die Lasertherapie gegen Schulterschmerzen verwendet Licht niedriger Intensität, um die Zellenergieproduktion zu stimulieren und so den Heilungsprozess zu fördern. Zudem hemmt sie die Schmerzrezeptoren, was zur Linderung der Symptome beiträgt.
     

Operative Behandlungsmethoden bei Schmerzen in der Schulter

Bei operativen Therapien handelt es sich um chirurgische Eingriffe in den Körper, um die schmerzenden Schultern zu behandeln. Diese sind aufwendiger und hängen meist mit höheren Risiken und längeren Erholungszeiten zusammen. Meist kommen diese Behandlungsmethoden zum Einsatz, wenn konservative Methoden keine Besserung erzielen konnten. Im Falle der Schulter raten viele Ärzt*innen von einer operativen Behandlung ab, da diese selten die erhoffte Schmerzlinderung bringen.

Häufig angewandte operative Therapien sind etwa:

  • Arthroskopische Chirurgie: Bei dieser minimal-invasiven Technik werden eine Kamera sowie spezielle Instrumente über einen kleinen Hautschnitt in das Schultergelenk eingeführt, um Probleme im Schultergelenk zu diagnostizieren und zu behandeln.
     
  • Operationen an der Rotatorenmanschette: Die Rotatorenmanschette kann reißen, was zu starken Schmerzen führt. In diesem Fall ist womöglich eine operative Reparatur notwendig, die zumeist minimal-invasiv durchführbar ist.
     
  • Entfernung von Kalkablagerungen: Im Falle der sogenannten Kalkschulter kann eine Entfernung der Kalkablagerungen zur Linderung der Beschwerden führen.
     
  • Einsatz einer Schulterprothese: Bei schweren Verletzungen oder extremen Schädigungen wird die gesamte Schulter durch ein künstliches Gelenk ersetzt.

Seeger – Ihr Gesundheitspartner bei Schulterschmerzen

Schulterschmerzen sind oft ein Alltagsproblem, dem mit Bewegung und Schulterübungen beizukommen ist. Helfen diese Maßnahmen jedoch nicht oder sind die Schmerzen in den Schultern enorm stark, können ernste Erkrankungen dahinterstecken. Hier ist es wichtig, schnell tätig zu werden. Für eine Beratung rund um Schulterschmerzen sind wir gerne für Sie da, um Ihnen mit medizinischen Hilfsmitteln und Therapievorschlägen zur Seite zu stehen. Kontaktieren Sie uns einfach online oder über unser Servicetelefon, oder besuchen Sie uns in einem unserer Seeger Gesundheitshäuser

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